Was Sie schon immer über den Arbeitskreis wissen wollten
Warum wurde 2012 der Arbeitskreis Energiewende Bubenreuth gegründet?
Die Nuklearkatastrophe in Fukushima und der Ausstieg der Bundesregierung aus der Atomenergie 2011 veranlassten den Gemeinderat sich mit dem Thema Energie zu befassen. Er beschloss im Oktober 2011 „Bubenreuth soll energieautark werden“. Vorgehensweisen, Maßnahmen und der Zieltermin sollte ein Arbeitskreis, die EWB, erarbeiten und dem Rat zur Beschlussfassung vorlegen. Der damalige Bürgermeister Greif bat den Gemeinderat Johannes Karl, den Arbeitskreis zu gründen und zu leiten.
Wer arbeitet heute bei der EWB mit?
Mehr als 20 Bürgerinnen und Bürger gründeten im Februar 2012 die Arbeitsgruppen Energie und Ortsentwicklung. Nach zehn Jahren EWB sind noch vier Mitglieder aus der Anfangszeit dabei und drei Neue dazugekommen.
EWB 2022: Dieter Raake, Wolfgang Friedrich, Martin Plumeyer, Volker Kopke, Bernd Zimmermann, Siggi Halbig (von links)
Tassilo Schäfer fehlt auf dem Bild
Gibt es ein konkretes langfristiges Ziel?
Ja! Im Jahr 2040 maximal eine Tonne CO2 pro Jahr pro Einwohner. Dazu hat die EWB einen Vorschlag erarbeitet. Er liegt dem Gemeinderat vor und ist mit entsprechenden Maßnahmen für die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität belastbar. Aus Sicht der EWB ist dieses Ziel erreichbar.
Unterstützen der Bürgermeister und der Gemeinderat die Ziele für Energie und Ortsentwicklung?
Es war in den ersten Jahren für den Gemeinderat und die Verwaltung nicht ganz einfach, sich mit den Ehrenamtlichen auseinanderzusetzen. Aber es hat sich schrittweise, eine ausgezeichnete Zusammenarbeit, insbesondere beim Thema Ortsentwicklung mit der Verwaltung entwickelt. Auch beim Thema Energie wuchs beim Gemeinderat die Erkenntnis und gilt immer noch, dass wir letztendlich am gleichen Ziel arbeiten. Die EWB hat es dem Bürgermeister und dem Gemeinderat nicht immer leicht gemacht. Und das ist gut so!
Wir, die EWB, mussten lernen, dass Prozesse auf der politischen Ebene immer etwas länger dauern und auch Entscheidungen an Ausschüsse verwiesen wurden, was nicht immer der Dringlichkeit des Themas dienlich war. Zu guter Letzt hat sich der Bürgermeister und der Rat unseren Vorschlägen wie LED-Umstellung der Straßenbeleuchtung, den umfassenden Zielsetzungen des Energienutzungsplans, der prinzipiellen CO2-Minderung angeschlossen, jedoch manchmal nicht ganz so wie es sich die EWB wünscht. Mehr Geschwindigkeit wäre uns natürlich lieber.
Was ist in den zehn Jahren EWB erreicht worden?
Was passierte im Bereich Energie?
Als erstes haben wir massiv ins Stromsparen investiert. Die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf 100 % LED, die Beratung von Haushalten und kommunalen Einrichtungen waren u. a. unsere ersten Aktivitäten. Seit 2011 sinkt der Stromverbrauch in Bubenreuth kontinuierlich. Durch eine einjährige Messung haben wir die wirtschaftliche Nutzung der Windenergie in der Gemarkung ausgeschlossen.
Die PV-Freiflächenanlage Bubenreuth Nord wurde von uns unterstützt und umfangreiche CO2-mindernde Maßnahmen zur Berücksichtigung in den jährlichen Gemeindehaushalten vorgeschlagen.
Der von uns 2016 initiierte Energienutzungsplan hat deutlich gemacht, dass wir zusätzlich zum Strom verstärkt Maßnahmen für Wärme und Mobilität erarbeiten mussten, da hier die großen CO2-Emittenten liegen. Seit 2018 unterstützen wir die Arbeiten für ein Nahwärmenetz und legten auch umfassende Vorschläge zur Verbesserung des Radverkehrs vor.
Auf Wunsch und mit Unterstützung der EWB hat im September 2019 die Gemeinde Bubenreuth das „Institut für Systemische Energieberatung (ISE)“ beauftragt eine erste Fortschreibung / Überprüfung des in 2016/2017 erstellten Energienutzungsplans durchzuführen. Das erfreuliche Ergebnis war: Bubenreuth konnte 2018 gegenüber 2014 seine CO2-Emissionen von 7,1 t auf 6,3 t pro Einwohner und Jahr reduzieren.
Was passierte bei der Ortsentwicklung?
Zusammen mit der Technischen Hochschule Nürnberg, Fachbereich Architektur, haben wir ein neues Format der Bürgerbeteiligung erarbeitet und umgesetzt. In vier ganztägigen, sehr gut besuchten Bürgerforen konnten Bürger und Bürgerinnen diese neue Form der Bürgerteilhabe erleben. Das vierte Bürgerforum leitete über zum integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), welches dem Planungsprozess einer städtebaulichen Entwicklung zwingend vorgeschaltet ist. Wie bereits bei den vorausgegangenen Bürgerforen wurde auch hier wieder die ganzheitliche Sicht auf den Ort in den Vordergrund gestellt, was mit einem 3-dimensionalen Modell des Ortes für die Bürgerinnen und Bürger unterstützt wurde.
Diese sehr positiv aufgenommene Form der Beteiligung sollte sich nach Vorstellungen der Arbeitsgruppe in einer kontinuierlichen Dokumentation der Entscheidungen des Gemeinderats fortsetzen, die Bürgern und Bürgerinnen unterschiedlichster Altersgruppen und Interessenslagen berücksichtigt. Dazu erstellte die Arbeitsgruppe in enger und sehr effizienter Zusammenarbeit mit der Verwaltung, Statusberichte und Lastenhefte für die Freiflächen Hoffeld und Posteläcker sowie für die Neugestaltung des Höfnergeländes und dem inzwischen im Umbau befindlichen „Kulturhof H7“. Aufgrund der demografischen Entwicklung und der Schließung des Altenwohnheims St. Franziskus erarbeitete die Arbeitsgruppe, zusammen mit den Seniorenbeauftragten, ein Lastenheft zum „Leben und Wohnen im Alter“.
Die „Timeline 10 Jahre EWB“ zeigt die zeitliche Abfolge und unter https://www.bubenreuth.de/Ortsentwicklung finden Sie eine umfassende Dokumentation.
Wie wird es weiter gehen?
Wir arbeiten intensiv daran, dass das Ziel „eine Tonne CO2 pro Einwohner bis 2040“ nicht nur ein strategisches Ziel für Bubenreuth bleibt, sondern auch erreicht wird. In den im Bild von den EWB-Mitgliedern gezeigten Dokumenten sind die Strategie sowie Vorgehensweisen bei Strom, Wärme und Mobilität festgehalten.
Wir werden u. a. weiter strategische sowie konzeptionelle Maßnahmen dem Gemeinderat vorschlagen, wie z. B. PV-Freiflächenanlagen und Werbung zum Sparen und mehr individuelle Nutzung regenerativer Energien. Den Ausbau von Nahwärmenetzen begleiten wir vor allem mit dem Ziel, mehr primäre Energieträger zu nutzen, die unabhängig, immer und kostenfrei zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden wir an der Verbesserung der Radverkehre im Bubenreuther Straßennetz arbeiten. Weniger motorisierter Individualverkehr ist unser Ziel!
Die vergangenen 10 Jahre waren wichtig, aber die nächsten 10 Jahre werden zeigen, ob wir, die Bürgerinnen und Bürger, die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte gemeinsam unser gesetztes Ziel erreichen.
Bubenreuth wird zwar die Welt nicht retten, aber mit der Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger seinen Beitrag dazu leisten!